Smart Mobility

Stadtgespräch "Die Straße gehört uns allen"

Sabine Philipp, Direktorin der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, begrüßt Prof. Dr. Reymann und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung © IMPACT RheinMain

Ausschnitt aus der Rad-Grundnetz-Karte 2020 © Tiefbau- und Vermessungsamt der Landeshauptstadt Wiesbaden

Am gestrigen Dienstag, 20. Oktober 2020, fand im Statdmuseum am Markt Wiesbaden (sam) ein „Stadtgespräch“ statt, diesmal zum Thema „Die Straße gehört uns allen“. Aktueller Anlass der Veranstaltung ist die in Kooperation mit IMPACT RheinMain entstandene Ausstellung „fahrradfahrenfotografieren“, die Werke von Studierenden aus dem Studiengang Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) zeigt und noch bis zum 8. November 2020 im sam zu sehen ist. Sabine Philipp, Direktorin der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, betonte in ihrer Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Bedeutung des Themas Mobilität für das sam als Chronist der Wiesbadener Stadtentwicklung. So könnte die aktuelle Diskussion über die Ausgestaltung des öffentlichen Raums zukünftig als Teil der Stadtgeschichte Inhalt der Ausstellung des sam werden. Stephan Wiesehöfer, der als Moderator durch den Abend führte, verwies in seiner Anmoderation auf die besondere Verbindung des Menschen zum Fahrrad, das in den Werken der Studierenden als Kunst- und Kult-Objekt gezeigt und mit Emotionen belegt werde.

Aufteilung des Straßenraums als zentrale Frage

Zentrales Thema des anschließenden Gesprächs mit Prof. Dr. Detlev Reymann, Präsident der HSRM, war die Frage, wie der zur Verfügung stehende Straßenraum bestmöglich für alle Verkehrsteilnehmer genutzt werden kann. Als weitere Diskussionsteilnehmer standen Brit Scherer, Referentin für Verkehr und Mobilität im Dezernat für Umwelt, Grünflächen und Verkehr der Stadt Wiesbaden, sowie Dirk Vielmeyer, Vorsitzender des Klimaschutzbeirates der Landeshauptstadt Wiesbaden, auf dem Podium. Detlev Reymann, der auch privat gerne mit dem Fahrrad unterwegs sei, betonte die Wichtigkeit eines tragfähigen Mobilitätskonzepts sowohl der Stadt als auch der Hochschule selbst für deren Weiterentwicklung. Vor allem mit Blick auf den angestrebten Zentralcampus am Kurt-Schumacher-Ring sei gerade die City-Bahn zwingend notwendig, um die Mobilität der Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HSRM auch zukünftig sicherzustellen. Da sowohl der motorisierte Individualverkehr als auch die eingesetzten Busse in Wiesbaden bereits an Kapazitätsgrenzen stoßen, könne hier nur die City-Bahn und ein größerer Anteil an Rad- und Fußverkehr Abhilfe schaffen.

Weniger Autos in der Innenstadt als Zielbild

Genau hier will auch die Stadt aktiv werden, erläuterte Brit Scherer, und beispielsweise mit einem umfassenden Radverkehrskonzept die bislang bestehenden Lücken im Wiesbadener Radwegenetz schließen. Mit der für Radfahrer befahrbaren Umweltspur am ersten Ring sei hier auch schon ein wichtiger Schritt verwirklicht worden. Dass hier ein großer Problemdruck herrscht, belegte sie mit aktuellen Zahlen zum Pkw-Aufkommen in der Innenstadt. So befahren täglich etwa 72.000 Autos den ersten Ring, womit dieser zur Pendler-Autobahn wird – mit den entsprechenden negativen Folgen für Anwohner und Umwelt.

Polarisierende Diskussionen als Hemmnis für Veränderung

Dass diese notwendigen Veränderungen – wie etwa im Fall der City-Bahn – so kontrovers und hitzig diskutiert werden, läge an der starken Polarisierung der Debatte, konstatierte Detlev Reymann. Seiner eigenen Beobachtung nach herrsche in Wiesbaden teilweise fast eine feindliche Haltung gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern und gerade Radfahrer würden oft als Fremdkörper im Straßenverkehr wahrgenommen, so der Präsident der HSRM. Hier könnten sich nach Ansicht der Diskutantinnen und Diskutanten Konzepte wie die Umweltspuren positiv auswirken, da sie jedem Verkehrsteilnehmer einen je eigenen Bereich zuordnen. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen und Diskussionsteilnehmer ebenfalls darüber, dass bauliche Änderungen und deren Auswirkungen noch besser kommuniziert werden müssten, um aufzuklären und Vorbehalten zu begegnen. Hier sollten auch verstärkt innovative Ideen der Studierenden in Wiesbaden aufgegriffen werden, um einerseits noch stärker die Expertise der Hochschule zu nutzen und gleichzeitig auch der jungen Generation Gehör zu verschaffen.

Das Video zur Veranstaltung finden Sie auf dem YouTube-Kanal derHochschule.